Das Kollegium mitnehmen (Teil 4)
Der folgende Artikel ist Teil einer Beitragsreihe. Er ist in ähnlicher Form bereits als Gastbeitrag auf edu-sh.de erschienen.
In fünf Artikeln möchte ich Einblicke in meine Erfahrungen rund um schulinterne Fortbildungen geben. Ich hoffe damit kann ich dem ein oder anderen hilfreiche Impulse für eigene Fortbildungsplanungen und -formate bieten.
Die Beitragsreihe besteht aus den folgenden Teilen:
- Teil 1: Bestandsaufnahmen – Wie tickt mein Kollegium?
- Teil 2: Schulinterne Mikrofortbildungen und der Kurskiosk
- Teil 3: Interesse wecken – Selbstlernangebote, Fortbildungskalender & One Best Thing
- Teil 4: Neue Wege gehen – Fortbildungs-Challenge & Schüler einbinden
- Teil 5: Netzwerke bilden
Teil 4: Neue Wege gehen – Fortbildungs-Challenge & Schüler einbinden
In den vorangegangenen Teilen ging es um schulinterne Präsenzveranstaltungen sowie weiterführende Selbstlernangebote und Appetizer zur Steigerung der Fortbildungsmotivation.
In diesem Teil wird es darum gehen die Fortbildungsplanung kreativ anzugehen und neue Wege zu denken. Neben zwei Angeboten, die wir an meiner Schule ausprobiert haben, möchte ich allgemein dazu anregen gewohnte Denkmuster zu durchbrechen und neue Ansätze zu entwickeln. Meine Erfahrungen zeigen, dass gerade außergewöhnliche Ideen großen Anklang finden. Das Kollegium ist neugierig und oft sehr motiviert.
6. Die Fortbildungs-Challenge
Als in diesem Jahr im Zuge der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen wurden, entdeckte man schon innerhalb der ersten Tage zahlreiche „Challenges“ in den sozialen Medien. Diese Herausforderungen richteten sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler und sollten diese zu sportlicher Betätigung oder zum Lernen motivieren. Die meisten basierten auf Freiwilligkeit und waren so angelegt, dass bei den Aufgaben nicht nur gelernt wird, sondern sie auch Spaß machen sollten.
Wir entschieden uns dazu diesen Ansatz auf unser Kollegium zu übertragen und erstellten ebenfalls eine Auswahl an Herausforderungen: die „Fortbildungs-Challenge„.
In einer Aufgabenübersicht wurden 16 Herausforderungen präsentiert, die nach Schwierigkeit gestaffelt waren. Insgesamt gab es 40 mögliche Punkte zu erreichen.
Die Aufgaben reichten von sehr niedrigschwelligen Angeboten wie „Melde dich bei Padlet an“ oder „Erstelle einen QR-Code“ bis zu echten Herausforderungen wie „Erstelle einen Stop Motion-Film“ oder „Kreiere eine eigene Challenge für deine Schüler„.
Kein freiwilliges Angebot wurde in den vergangenen Jahren so gut angenommen wie diese Fortbildungs-Challenge. Durch den Wettbewerbscharakter waren einige Kolleginnen und Kollegen sehr motiviert bei der Sache. Das Feedback im Nachhinein fiel ebenfalls sehr positiv aus. Die Krise konnte produktiv genutzt werden.
Die folgenden Buttons führen zu Vorlagen, um eine eigene Challenge zu erstellen. Dabei handelt es sich zum einen um eine Padlet-Vorlage, die durch einen Klick auf „Klonen“ (rechte obere Ecke) kopiert und für eigene Zwecke abgewandelt werden kann und zum anderen verbirgt sich hier eine Word-Vorlage zur Erstellung einer eigenen Aufgabenübersicht. Die Vorlagen habe ich vor einiger Zeit auch auf Twitter veröffentlicht. Unter dem Tweet finden sich mittlerweile diverse Abwandlungen, die als Inspiration dienen können. Hier geht es direkt zu einem Beispiel.
Padlet-Vorlage „Fobi-Challenge“
Word-Vorlage „Aufgabenübersicht“
7. Schülerinnen & Schüler einbinden
In Teil 1 erwähnte ich, wie wichtig und sinnvoll es ist die vorhandene Expertise des Kollegiums zu nutzen. Dieser Gedanke lässt sich natürlich noch ausweiten. Ich plädiere dafür hier mal ganz unkonventionell zu denken: Auch Schülerinnen und Schüler lassen sich nämlich für die Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen mit einspannen – und nach meiner Erfahrung tun sie dies sogar mit großer Motivation.
Bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen herrschen auf Seiten der Lehrkräfte (und Eltern) nämlich viele Vorurteile und Irrtümer. Angefangen beim Mythos des „Digital Natives“ bis hin zu altbackenen (und haltlosen) Vorwürfen wie „Die Jugendlichen hängen nur am Handy und gehen gar nicht mehr raus.„
Unterm Strich lässt sich nämlich festhalten: eine Vielzahl der Erwachsenen hat gar keine Ahnung wie viel Zeit Jugendliche mit ihren Geräten verbringen, wo und auf welche Weise sie diese nutzen und vor allem welche Inhalte sie konsumieren. Hier kann man mit entsprechenden Fortbildungsformaten ansetzen.
Bei uns an der Schule haben wir dies mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der „Mediensecurity“ (ein Medienpräventionsprojekt unserer Schulsozialarbeiterin; oft auch als „Medienscouts“ bezeichnet) gemacht – theoretisch kann man hier aber auch andere interessierte Schülergruppen finden.
In einem 60-minütigen Mini-Workshop-Marathon unter dem Titel „Schüler zeigen Lehrern ihre Lebenswelt“ haben alle Kolleginnen und Kollegen in Gruppen vier Räume durchlaufen, in denen sie sich jeweils 10 Minuten lang mit einem Aspekt der jugendlichen Mediennutzung befasst haben. Die Themen haben die Jugendlichen selbst gewählt und vorbereitet. YouTube, Snapchat, Fortnite, TikTok und Instagram waren unter anderem dabei in den vergangenen Jahren.
Am Ende steht eine gemeinsame Abschlussrunde, in der noch einmal Fragen gestellt werden können, die die Jugendlichen (in der Regel sehr ehrlich) beantworten.
In sehr ähnlicher Form bieten wir mittlerweile auch einmal jährlich einen großen Elternabend zur „Mediennutzung von Jugendlichen“ an.
Natürlich ließen sich in dieser Hinsicht auch noch ganz andere Schüler-Lehrer-Workshop-Formate denken. Auch andere Gruppen sind vorstellbar. Vielleicht macht es zum Beispiel Sinn Kooperationspartner der Schule bei der internen Fortbildungsplanung zu berücksichtigen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt – und für die Kolleginnen und Kollegen bietet sich die Chance über den Tellerrand zu schauen und neue, motivierende Angebote wahrzunehmen, die sich von der klassischen Lehrerfortbildung unterscheiden.
In Teil 5: Netzwerke bilden möchte ich die Wichtigkeit der regionalen und überregionalen Vernetzung unterstreichen. Neben dem #twitterlehrerzimmer gibt es auch zunehmend Angebote regionaler Vernetzung von Schulen. In Schleswig-Holstein bietet das IQSH interessante Veranstaltungen.