Das Kollegium mitnehmen (Teil 3)
Der folgende Artikel ist Teil einer Beitragsreihe. Er ist in ähnlicher Form bereits als Gastbeitrag auf edu-sh.de erschienen.
In fünf Artikeln möchte ich Einblicke in meine Erfahrungen rund um schulinterne Fortbildungen geben. Ich hoffe damit kann ich dem ein oder anderen hilfreiche Impulse für eigene Fortbildungsplanungen und -formate bieten.
Die Beitragsreihe besteht aus den folgenden Teilen:
- Teil 1: Bestandsaufnahmen – Wie tickt mein Kollegium?
- Teil 2: Schulinterne Mikrofortbildungen und der Kurskiosk
- Teil 3: Interesse wecken – Selbstlernangebote, Fortbildungskalender & One Best Thing
- Teil 4: Neue Wege gehen – Fortbildungs-Challenge & Schüler einbinden
- Teil 5: Netzwerke bilden
Teil 3: Interesse wecken – Selbstlernangebote, Fortbildungskalender & One Best Thing
In diesem Teil geht es darum welche Alternativen es gibt zu den schulinternen Präsenzveranstaltungen. Wie können Selbstlernangebote zusammen- und bereitgestellt werden? Wie kann ich Kolleginnen und Kollegen auf externe Veranstaltungen aufmerksam machen? Und wie kann man ohne großen Aufwand neugierig machen, motivieren und neue digitale Tools präsentieren?
3. Selbstlernangebote schaffen
Neben den Präsenzangeboten, die in Teil 2 vorgestellt wurden, gibt es eine weitere Möglichkeit Kolleginnen und Kollegen fortzubilden, indem man passendes Material zum Selbstlernen auswählt und bereitstellt.
Nachdem wir mit den Mikrofortbildungen begonnen hatten, erreichten uns immer wieder (sehr ähnliche) Anfragen zu grundlegenden Funktionen des iPads oder unseres Lernmanagementsystems IServ, die sich leicht vermitteln lassen und für die nicht zwangsläufig eine Mikrofortbildung angeboten werden muss, zum anderen merkten wir, dass teilweise gerade solche Fragen von einigen Kolleginnen und Kollegen nicht gestellt wurden, weil es ihnen unangenehm war diese „fehlenden“ Kompetenzen zu offenbaren.
In Folge dieser Gegebenheiten haben wir zusätzlich zu den Fortbildungen eine digitale Pinnwand (in unserem Fall nutzen wir den Dienst Padlet) eingerichtet. Dieses Selbstlernangebot trägt bei uns den Namen „Medienmittag online“.
Hier finden die Kolleginnen und Kollegen dann zu unterschiedlichen Themen, z.B. „Grundlegende Funktionen des iPads“, „Texte richtig formatieren“, „Digitale Tools in 90 Sekunden“, eine Auswahl an Blogbeiträgen, Erklärvideos oder ähnlichem.
Wir haben (vor allem zu Beginn) stets darauf geachtet nicht zu viele Angebote einzustellen, damit die Auswahl übersichtlich bleibt und sich neugierige Kolleginnen und Kollegen nicht gleich beim ersten Aufruf der Seite erschlagen fühlen von der Fülle an Materialien.
Das Angebot wurde Stück für Stück erweitert. Dabei haben wir immer versucht Fragestellungen und Schwierigkeiten aus dem Kollegium wahrzunehmen und aufzugreifen. Betreut wird unsere Padlet-Wand insgesamt von drei Personen.
Der Link zu diesem Fortbildungsangebot ist eingebettet in unser IServ und somit leicht und schnell auffindbar. Keiner muss „Wissenslücken“ offenbaren und kann sich sogar zu Hause auf dem Sofa fortbilden.
4. Fortbildungskalender anlegen
In den letzten Jahren hat sich viel getan was Fortbildungen zum Lernen und Lehren mit digitalen Medien angeht. Zusätzlich hat die aktuelle Corona-Krise dies noch verstärkt. Seit kurzem ist das Angebot an entsprechenden Webinaren durch die Decke geschossen.
Dabei ist es manchmal schwierig den Überblick zu behalten.
Hier kann es helfen, wenn einer dafür zuständig ist diese Angebote zu sichten und sie in einem digitalen Kalender zusammenfügt. Dieser kann dann von Kolleginnen und Kollegen abonniert werden und sie stellen sich so ihr persönliches Fortbildungsprogramm zusammen.
Das erspart den Lehrkräften das müßige Suchen und Finden von geeigneten Angeboten und nimmt Hürden sich überhaupt erst damit zu beschäftigen.
Statt (oder zusätzlich zu) einem Kalender kann man natürlich auch einen wöchentlichen oder monatlichen Fortbildungsüberblick per Mail an das Kollegium versenden.
5. One Best Thing
Eine kurzweilige und oft sehr motivierende Methode bietet der Ansatz „One Best Thing„. Hierbei wird in nur 180 Sekunden ein digitales Highlight vorgestellt – dies kann z.B. eine App, eine Webseite oder eine praktische Funktion sein.
Innerhalb der kurzen Vorstellungszeit gilt es den Inhalt möglichst motivierend und sinnstiftend vorzustellen. Nach Ablauf der 180 Sekunden sollte tatsächlich gestoppt werden. Auch Nachfragen sollten zunächst abgeblockt werden. Es sollte lediglich ein „Appetizer“ sein.
Wer sich nun schwer vorstellen kann welche Inhalte sich für dieses Format eignen: bei uns wurden auf diesem Wege u.a. der Classroom Screen, der Zufallsgenerator Decide Now!, die AR-Funktion der Google Übersetzer-App oder die iPad-App Clips vorgestellt.
Ich empfehle diese Methode für den Abschluss einer Lehrer- oder Fachkonferenz oder als motivierenden Impuls nach der Mittagspause an einem Schulentwicklungs- oder Fortbildungstag.
In Teil 4: Neue Wege gehen – Fortbildungs-Challenge & Schüler einbinden versuche ich dazu anzuregen neue Formate zu denken, kreative Wege einzuschlagen und so Kolleginnen und Kollegen neugierig zu machen.
Neben einer „Challenge“ für die Lehrkräfte, in der es darum geht möglichst viele Punkte zu sammeln durch das Absolvieren kleinerer Aufgaben, stelle ich ein Fortbildungsformat vor, dass bei uns seit zwei Jahren in Zusammenarbeit mit medienaffinen Schülerinenn und Schüler durchgeführt wird. Hierbei drehen wir den Spieß um. Die Schüler bilden ihre Lehrkräfte fort – in Snapchat, Fortnite, Instagram und weiteren digitalen Begleitern aus ihrer alltäglichen Lebenswelt.