Das Kollegium mitnehmen: (Mikro-)Fortbildungen an der eigenen Schule
Der folgende Artikel ist in ähnlicher Form bereits als Gastbeitrag auf edu-sh.de erschienen.
Hier werde ich ihn in den kommenden Wochen als Beitragsreihe veröffentlichen. Dies soll der Übersichtlichkeit dienen.
Mein Ziel ist es Einblicke in meine Erfahrungen rund um schulinterne Fortbildungen zu geben. An meiner Schule haben wir in diesem Feld vieles ausprobiert und ich hoffe ich kann dem ein oder anderen ein paar Impulse bieten, um dieses wichtige Feld an der eigenen Schule voranzubringen.
Die Beitragsreihe besteht aus den folgenden Teilen:
- Teil 1: Bestandsaufnahmen – Wie tickt mein Kollegium?
- Teil 2: Schulinterne Mikrofortbildungen und der Kurskiosk
- Teil 3: Interesse wecken – Selbstlernangebote, Fortbildungskalender & One Best Thing
- Teil 4: Neue Wege gehen – Fortbildungs-Challenge & Schüler einbinden
- Teil 5: Netzwerke bilden
Teil 1: Bestandsaufnahmen – Wie tickt mein Kollegium?
Vorarbeit leisten: Was ist meine Arbeitsgrundlage?
Das Lernen mit digitalen Medien ist ein breites und vielfältiges Feld, das viele Möglichkeiten bietet. Die konkrete Umsetzung ist von vielen Faktoren abhängig:
- Welche technische Infrastruktur bietet meine Schule (WLAN, Präsentationstechnik, etc.)?
- Welche Endgeräte nutzen die Schülerinnen und Schüler?
- Welche Endgeräte nutzen die Lehrkräfte?
- Wie kompetent gehen alle Akteure mit den Geräten um?
- Welche Ziele und Vorgaben setzt die Schulleitung?
- … ?
Wenn man also damit betraut ist das Kollegium in diesem Bereich zu begleiten und fortzubilden, ist im ersten Schritt eine (oder mehrere) Bestandsaufnahme(n) unumgänglich. Ich muss mir bewusst werden welche Kenntnisstände und welchen Grad der Offenheit ich in der Lehrerschaft zu erwarten habe.
Die technische Bestandsaufnahme lässt sich einfach realisieren. Hierüber sollte bei der Schulleitung (und dem Schulträger) ohnehin Klarheit bestehen.
Schwieriger gestaltet sich eventuell die „pädagogische“ Bestandsaufnahme. Neben vorhandenen Kompetenzen im Umgang mit technischen Endgeräten, ist es für die langfristige Fortbildungsplanung auch enorm wichtig einen Einblick in die Haltungen der Lehrkräfte zum Lernen mit digitalen Medien zu bekommen.
- Wollen die Kolleginnen und Kollegen überhaupt fortgebildet werden?
- Welche Bedingungen müssen geschaffen werden, um diese Fortbildungen für das Kollegium attraktiv zu gestalten?
- Wo sind mögliche Hürden und Hemmnisse?
Kann man diese Fragen im Groben beantworten, beugt dies möglichen Frusterlebnissen vor. Ein blinder Aktionismus in diesem Bereich kann schnell demotivierend sein, wenn die Kolleginnen und Kollegen die Fortbildungsangebote nicht (oder nur in geringem Maße) annehmen.
Dann muss man sich immer wieder die Frage stellen, woran dies gelegen hat und dementsprechend entgegenwirken. Vielleicht sind die Ursachen harmlos: z.B. wurde ein ungünstiger Termin oder eine ungünstige Uhrzeit gewählt. Vielleicht habe ich aber die Anforderungen auch zu hoch angesetzt und überfordere mein Kollegium mit meinen Angeboten oder meine Angebote passen nicht zu den technischen Gegebenheiten an der Schule.
Bestandsaufnahme: Wie tickt mein Kollegium?
Wie kann ich nun herausfinden wie meine Kolleginnen und Kollegen zu der Thematik des digital gestützten Lernens und Lehrens stehen?
Das einfachste Mittel ist natürlich das direkte Gespräch. Wenn man stets ein offenes Ohr hat und gezielt nachfragt, lassen sich daraus schon wertvolle Rückschlüsse ziehen.
Auch die Fachkonferenzen lassen sich gut nutzen, um den Kolleginnen und Kollegen auf den Zahn zu fühlen. Dies muss ich nicht zwangsläufig selbst tun. Die Fachschaftsleitungen können damit betraut werden in kleinen fachinternen Diskussionsrunden Wünsche und Fortbildungsbedarfe festzustellen.
Oder ich nutze die Lehrerkonferenz für eine entsprechende Diskussion. Hier kann (je nach technischen Gegebenheiten) auch eine digitale Live-Abfrage (z.B. mit dem Feedback-Tool Mentimeter) durchgeführt werden. Ein Vorteil kann hier darin liegen, dass meine Kolleginnen und Kollegen anonym abstimmen können. Dies führt in der Regel zu einer ehrlichen (manchmal jedoch auch schonungslosen) Rückmeldung. Bedenken, Unsicherheiten und Ängste können offen benannt werden. Diese sollten ernstgenommen und bei der weiteren Planung berücksichtigt werden.
Solche Live-Abfragen sollten kurz und auf den Punkt sein. Möchte man mehr Details sind längerfristige Abfragen gegebenenfalls angebracht (in Schleswig-Holstein z.B. über Leonie, aber auch mit Edkimo, Google Formulare oder ähnlichen Tools umsetzbar). Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass das Kollegium regelmäßige Erinnerungen braucht, damit eine breite Masse an den Umfragen teilnimmt. Auch hier gilt stets der Grundsatz: weniger ist mehr. Besonders lange Umfragen werden gelegentlich abgebrochen (oder gar nicht erst begonnen).
Detaillierte Hinweise bietet hierzu auch die Handreichung des IQSH „Medienkonzeptionelle Arbeit an Schulen“, die sich unter anderem mit technischen und pädagogischen Bestandsaufnahmen sowie Ideen zur schulinternen Fortbildungsplanung befasst.
Hürden abbauen: Wie lässt sich der Aufwand für die Lehrkräfte minimieren?
Die qualitative hochwertigste Fortbildung nützt nichts, wenn kein Mensch daran teilnimmt. Das soll heißen, dass es neben der inhaltlichen Qualität (die definitiv wichtig ist) zunächst Hürden abgebaut werden müssen.
Die digital affinen Kolleginnen und Kollegen sind in der Regel bereit auch größere Distanzen hinzunehmen, um entsprechend gute Fortbildungen zu besuchen. Möchte ich jedoch alle im Kollegium mitnehmen, werde ich bei vielen vermutlich daran scheitern sie zu großen Fortbildungsveranstaltungen (womöglich sogar noch am Nachmittag oder am Wochenende) zu bekommen.
Also muss die Fortbildung stattdessen an die eigene Schule kommen. Sofern es keinen direkten Zeitausgleich gibt, sollte sie zudem auch verhältnismäßig kurz gestaltet werden.
Wichtig ist außerdem eine regelmäßige und rechtzeitige Kommunikation. Die Angebote sollten am besten digital (z.B. per Rundmail, schulinternem Newsboard oder dem dienstlichen Messenger) und analog (z.B. Aushang am schwarzen Brett oder Flyer in den Postfächern) auf möglichst vielfältigen Wegen verbreitet werden.
Natürlich sollte dabei nicht nur an den Aufwand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch an den Vorbereitungsaufwand der Organisatoren gedacht werden.
Am besten sucht man sich frühzeitig Gleichgesinnte, die Lust haben das Thema digitales Lernen an der Schule voranzubringen. Als Einzelkämpfer wird man schnell verzweifeln – also Teams bilden und die Expertise im eigenen Kollegium sinnvoll nutzen. Auch die Schulleitung sollte in die Pläne stets mit eingebunden sein. Deren Rückdeckung ist ebenfalls enorm wichtig.
Soweit genug zur Vorarbeit und dem theoretischen Hintergrund. Du willst loslegen und suchst Ideen für konkrete Umsetzungen?
Erste Impulse bietet Teil 2: Schulinterne Mikrofortbildungen und der Kurskiosk