Small talk of the day – Einstiegsritual im Englischunterricht
Ein beliebter (und sinnvoller) Start in den Englischunterricht ist die so genannte Warm up-Phase, die dazu dient die Schülerinnen und Schüler auf die Englischstunde einzustimmen. Diese Phase sollte im Idealfall motivierend sein und die Schüler zum Sprechen verleiten. Ritualisiert man diese Phase, kann man langfristig Zeit sparen, da sämtliche Abläufe bekannt sind und somit eine reibungslose Durchführung möglich ist.
Ein Einstiegsritual, das ich seit einiger Zeit in den Klassenstufen 8 – 10 etabliert habe, habe ich auf den Namen „Small talk of the day“ getauft. In der Durchführung kommen zwei digitale Hilfsmittel zum Einsatz: die iOs-App Decide Now! (hier gibt es den Downloadlink sowie eine detaillierte Beschreibung) und eine PowerPoint-Präsentation, deren Rohfassung ich unten ebenfalls zum Download bereitstelle.
Das Ritual lässt sich in drei Phasen unterteilen:
Phase 1: Schülerauswahl
Die erste Phase beginnt mit dem Zufallsgenerator Decide Now! – in der App habe ich ein Glücksrad mit den Vornamen aller Schülerinnen und Schüler der entsprechenden Klasse gespeichert. Ich spiegele das Display meines iPads per AirPlay-Funktion und mit Hilfe der PC-Software Mirroring360 über den Klassenraum-Beamer an die Wand, so dass alle Schüler zusehen können.
In der Regel dreht nun der Schüler, der in der letzten Stunde dran war das Glücksrad. Ist ein „Kandidat“ für den heutigen Small talk gefunden, tritt dieser vor die Klasse.
Phase 2: Themenauswahl
Im zweiten Schritt kommt erneut Decide Now! zum Einsatz. Ich wechsle das Glücksrad und wähle nun ein Rad mit 18 verschiedenen Themengebieten aus – größtenteils handelt es sich dabei um alltägliche Themen, die im Folgenden einen konkreten Sprechanlass schaffen sollen und sowohl dem ausgewählten Schüler, als auch den Mitschülern als Redemittelhilfe dienen.
Ist das Thema gefunden, öffne ich am Klassenraum-PC die PowerPoint-Datei.
Phase 3: Small talk
Die erste Folie der Präsentation zeigt eine Übersicht mit den 18 Themen, die zuvor auch im Glücksrad zur Auswahl standen. Ich klicke nun das ausgedrehte Themengebiet an und per Hyperlink lande ich an der richtigen Folie in der PowerPoint-Präsentation. Diese zeigt den jeweiligen Titel und darunter sind mehrere Beispielfragen, die zum gewählten Thema passen. Siesollen lediglich Ideen anbieten. Es ist erlaubt oder sogar gewünscht, dass die Schüler eigene Fragen stellen. Oben rechts in der Ecke findet sich ein basaler Timer – ein Balken, der nach einer Minute komplett verschwunden ist. Hierbei handelt es sich um die minimale Zeit, die der Small talk laufen sollte. Meine Erfahrungen zeigen jedoch, dass es eigentlich immer länger dauert.
Die Mitschüler dürfen den Schüler, der vorne steht, mit Fragen zum Thema löchern – natürlich auf Englisch. Der Schüler wählt selbst aus, wessen Fragen er beantworten möchte. Dies führt er solange fort bis keine Fragen mehr da sind.
Ergänzungen zur Methode
Ich mag diese Warm up-Übung sehr gerne. Im Englischunterricht stellt sich häufig das Problem dar, dass die Schülerinnen und Schüler Hemmungen haben vor den anderen zu sprechen – genau dies ist aber ja eines der Hauptziele des Faches.
Der Verlauf als solches ist nicht sonderlich neu: den Schülern wird ein Thema genannt und sie sollen hierbei auf Fragen reagieren. Die Umsetzung wird jedoch in diesem Fall durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel im besonderen Maße lernförderlich, der er hilft die oben beschriebenen Hemmungen zu reduzieren.
Stellen wir uns das gleiche Szenario vor, aber anstatt des Glücksrades, wählt die Lehrkraft gezielt den Schüler aus, der vor die Klasse treten soll. Dies baut eine ganz andere Art von Druck auf. Im schlimmsten Fall kommt es zur Verweigerung des Schülers. Nun bleibt mir nur die Möglichkeit ihn zu „zwingen“, indem ich mit unangenehmen Konsequenzen drohe oder ich akzeptiere die Verweigerung, wähle den nächsten und erhalte gegebenenfalls die nächste „Abfuhr“.
Der Einsatz des Glücksrades bringt ein erstaunliches Maß an Akzeptanz mit sich. Die Schüler fiebern mit und erwarten mit Spannung wen es trifft – natürlich will auch hier kaum jemand drankommen. Wenn es sie trifft, akzeptieren sie aber die „Entscheidung“ des Zufallsgenerators und kommen nach vorne. Eine Verweigerung habe ich hier bislang in vier unterschiedlichen Klassen noch nie erlebt.
Übrigens setze ich das Glücksrad jeden Tag wieder zurück, so dass es theoretisch sein kann, dass einzelne Schüler niemals drankommen, während andere Schüler mehrfach in Folge an der Reihe sind. Nur wenn mehrere Runde an einem Tag gespielt werden, deaktiviere ich die Schüler, die bereits vorne standen.
Ein weiterer großer Vorteil der digitalen Hilfsmittel ist die schnelle und unkomplizierte Bereitstellung von Redemitteln. Mit der PowerPoint reichen wenige Klicks und ich erhalte eine Übersicht mit zahlreichen Beispielfragen und Ideen.
Auch hier stellen wir uns das Szenario erneut in einem herkömmlichen Klassenraumsetting vor. Ich wähle einen Schüler (oder ziehe ein Los). Der Schüler tritt nach vorne. Nun müsste ich entsprechende Fragen an die Tafel schreiben und verliere viel Zeit. Eine andere Möglichkeit wäre es 18 Folien für den Overhead-Projektor vorzubereiten, die passende Folie herauszusuchen und ebenfalls viel Zeit (und Nerven) – oder ich verzichte komplett auf Redemittelhilfen. Die digitale Präsentation scheint mir in diesem Fall am gewinnbringendsten.
Material-Download
Über den nachfolgenden Link, lässt sich die angesprochene PowerPoint-Präsentation in einer Basis-Variante downloaden.
Hierin findet sich inhaltlich alles, was in meinen Stunden zum Einsatz kommt. Optisch ist sie auf einem absoluten Minimum gehalten. Hintergrund und Buttons sind weiß, Schrift schwarz und die verwendeten Schriftarten beschränken sich auf Arial und Arial Black.
Wer Lust hat diese Basis-Version etwas zu gestalten, kann hier mit ein wenig rumprobieren im Bereich Farben, Muster und Schriftarten schon viel erreichen. Die folgenden Bilder zeigen zwei optische Variationen, die bei mir bereits im Einsatz waren. Von Zeit zu Zeit gestalte ich sie immer mal wieder um.
Ich freue mich natürlich über Feedback per Mail oder unten in den Kommentaren, falls ihr diesen Einstieg selbst einmal ausprobiert. Was hat gut geklappt? Wo seht ihr Verbesserungspotential? Wie habt ihr die PowerPoint umgestaltet? Was musstet ihr inhaltlich abändern?
3 Comments
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Tolle Idee! Werde ich im Unterricht ausprobieren. Danke!
Ich finde die Idee grandios und werde Sie als Ritual im Unterricht etablieren, vielen Dank für das Teilen. Bei ein paar wenigen Fragen in der PowerPoint sind mir Fehler aufgefallen (zumindest meines Wissens nach) Kategorie House : How does your dream house look like -> What does your dream house look like? / Kategorie Holiday : „where do you got“ -> Where did you go? / kategorie my dream job: „How would the perfect colleague be like“ -> What would the perfect colleague be like/ Kategorie Life in 10 years: How will your life look like in 10 years? -> What will your life look like…
Danke für die Hinweise. Ich werde die Fehler bei Gelegenheit beheben.